Wenn man dem Pinsel freien Lauf lässt, wird er einen zu dem führen, was man selbst nicht tun konnte. Robert Motherwell
Einzelausstellungen
2018 | Erfurt, Galerie am Hirschgarten - „Hinter den Pfaden“ |
2017 | Leipzig, Universitätsklinikum, José Carreras Haus“ - „Farbholzschnitte“ |
2016 | Leipzig, Galerie Hoch+Partner - „Hinter den Pfaden“ |
2014 | Markkleeberg, Westphalsches Haus - „Wechselspiele“ |
2013 | Leipzig, Staatliche Studienakademie, Berufsakademie Sachsen - „Malerei und Grafik“ |
2011 | Leipzig, Galerie Hoch+Partner - „Entwicklungen II“ (mit Stephanie Marx) |
2010 | Speyer, Typographisches Kabinett der Winkeldruckerey Kulturhof Flachsgasse |
2009 | Leipzig, Friedrich-Ebert-Stiftung |
2007 | Glauchau, Galerie „Art gluchowe“ - „Malerei/Grafik“ |
Kunstverein Gundelfingen, „Malerei und Grafik“ | |
Leipzig, Bundesverwaltungsgericht - „Malerei und Grafik“ | |
2006 | Berlin, Konzertausstellung Akademie der Künste Berlin - „Evolution of Our Ear XX“ |
2006 | Leipzig, Vorortost, Galerie des Bundes Bildender Künstler - „Leiber. Verdrahtet“ (mit Heinke Binder) |
Torgau, Kunst- und Kulturverein - „Auf dem Wege“ | |
2004 | Leipzig, Hotelgalerie Adagio - “Zwischen den Gefilden” |
2002 | Wiederitzsch (Leipzig), Rathaussaal |
Leipzig, Friedrich-Ebert-Stiftung | |
2001 | Leipzig, HL Komm |
1997 | Kunstverein Coburg – „Malerei und Grafik“ |
1996 | Leipzig, galerie & edition m, Matthias Kleindienst - „Werkstatt Junge Kunst“ |
1995 | Kunstverein Bretten - „Schwellen“ |
1993 | Wiederitzsch (Leipzig), Rathaussaal 1993 |
Gruppenausstellungen / Beteiligungen:
2019 | Burgk, Museum Schloß Burgk, 35. Leipziger Grafikbörse – „Paradox“ |
Bad Elster, KunstWandelhalle, 35. Leipziger Grafikbörse – „Paradox“ | |
Chemnitz, Neue Sächsische Galerie, 35. Leipziger Grafikbörse – „Paradox“ | |
Dessau, Orangerie, 35. Leipziger Grafikbörse – „Paradox“ | |
2018 | Chemnitz, Neue Sächsische Galerie - „Kräftemessen“ - 100 Sächsische Grafiken (K) |
Herzliya (Israel), „Encounter“ | |
Reutlingen, Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen - „Holzschnitt now“, Xylon (K) | |
Leipzig, Museum für Druckkunst, 35. Leipziger Grafikbörse – „Paradox“ (K) | |
2017 | Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Versus Monteverdi“ (Dokumentation) |
Schkeuditz, Galerie art Kapella – „Hoch+Partner – Künstlerische Druckgrafiken“ | |
Rheine, Kloster Bentlage - „Druckreif“, Xylon Deutschland | |
2016 | Reutlingen, Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen „Druckreif“, Xylon Sektion Deutschland (K) |
Pinneberg, Die Drostei - „Druckreif“, Xylon Deutschland | |
Speyer, Städtische Galerie und Kunstverein Speyer - „Druckreif“, Xylon Deutschland | |
Schkeuditz, Galerie art Kapella - „Musikalische Grafik und Grafische Notation“ | |
2015 | Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Das Auge hört mit“ |
Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Tapetenwechsel“ | |
Dresden, Sächsischer Landtag, 33. Leipziger Grafikbörse – „Im Dialog mit Literatur/ Bilder zu Worten“ |
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22. Leipziger Jahresausstellung, - „Pro M“ (K) | |
2014 | Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Versus „Gärten“ |
Coburg, Kunstverein, 32. Leipziger Grafikbörse | |
Wien, Renner-Institut - „Hochdruck aus Leipzig“ | |
Leipzig, Museum für Druckkunst, Kunstverein, 33. Leipziger Grafikbörse – „Im Dialog mit Literatur/Bilder zu Worten“ (K) | |
2013 | Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Köpfe“ |
Leipzig, Museum für Druckkunst, 32. Leipziger Grafikbörse (K) | |
Dresden, Sächsischer Landtag, 32. Leipziger Grafikbörse | |
Kressbronn, Galerie der Lände, 32. Leipziger Grafikbörse | |
Burgk, Museum Schloß Burgk - „Stammhalter“ | |
2012 | Chemnitz, Neue Sächsische Galerie - „Argonauten oder Erfolg ist alles“ - 100 Sächsische Grafiken (Grafik-Preis) (K) |
2010 | Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Versus „Experimentelle Hochdrucke“ |
2009 | Dresden, Sächsischer Landtag, 30. Leipziger Grafikbörse – „Spiel mit dem Feuer“ |
Bietigheim-Bissingen, Galerie im Unteren Tor - „Frischer Wind aus Leipzig“ | |
Wismar, Galerie Hinter dem Rathaus - „Druckgrafik_9 Positionen“ | |
Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Versus Drehmoment“ | |
2008 | Leipzig, Reichshof, 30. Leipziger Grafikbörse – „Spiel mit dem Feuer“ (K) |
Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Wanderer“ | |
Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Versus“ | |
Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Orange“ | |
2007 | Leipzig, Mdr - „Hochdruck-Gebiet |
Leipzig, Galerie Hoch + Partner – „Debut“ | |
2005 | Bretten, Kunstverein Bretten - „Druckgrafik und Malerei aus Leipzig“ |
2004 | Leipzig, Hotel „Atrium“ - „Konsorten“ |
Leipzig, Handelshof, 28. Leipziger Grafikbörse – „Zeit-Druck“ (K) | |
Coburg, Kunstverein, 28. Leipziger Grafikbörse – „Zeit-Druck“ | |
2003 | Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, 27. Leipziger Grafikbörse – „Wieviel Erde braucht der Mensch?“ |
Gera, Kunstverein, 27. Leipziger Grafikbörse – „Wieviel Erde braucht der Mensch?“ | |
Dresden, Sächsischer Landtag, 27. Leipziger Grafikbörse – „Wieviel Erde braucht der Mensch?“ | |
2002 | Leipzig, Handelshof, 27. Leipziger Grafikbörse – „Wieviel Erde braucht der Mensch?“ (K) |
2001 | Leipzig, Handelshof, 26. Leipziger Grafikbörse – „Die wunderbare Kunst einer Katze“ (K) |
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, 26. Leipziger Grafikbörse – „Die wunderbare Kunst einer Katze“ (K) | |
Schwetzingen, Xylon-Museum – „Entwicklungen“ (K) | |
Viborg (DK), Buchkunstmuseum Viborg | |
Leipzig, Stadtbibliothek - „Malerei und Grafik im Andenken an Paul Celan“ | |
2000 | Leipzig, 25. Leipziger Grafikbörse – „INVENTURA“ (K) |
Coburg, Kunstverein Coburg, 25. Leipziger Grafikbörse – „INVENTURA“ | |
Reutlingen, Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen - „Vom Holz“ (K) | |
Schwetzingen, Xylon-Museum – „Vom Holz“ | |
1999 | Horn (AUT), Kunstverein Horn – „Meisterschüler mit Hirsch (K) |
1997 | Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum - 22. Leipziger Grafikbörse – „schwarzweißschwarz“ |
Leipzig, Meisterschülerausstellung der HGB | |
Greifenstein, BuchKunstBuch Greifenstein - „Karl-Georg Hirsch und seine Meisterschüler“ (K) | |
1996 | Coburg, Kunstverein, - „Lehrer und Schüler der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst“ (K) |
Leipzig, 22. Leipziger Grafikbörse – „schwarzweißschwarz“ (K) | |
Chemnitz, Neue Sächsische Galerie Chemnitz, „100 Sächsische Grafiken“ | |
Leipzig, galerie & edition m, Matthias Kleindienst - „Künstler der Galerie“ | |
1995 | Schwetzingen, Deutsche Sektion Xylon (K) |
Kronach, Lucas-Cranach-Preis, - „Menschenbilder“, (K) | |
Glauchau, Galerie art gluchowe - „Karl-Georg Hirsch und Meisterschüler“ | |
„Junge Kunst im Brockhauszentrum“, Leipzig, 1995 |
Jahresgaben
1996 | Jahresgabe für den Kunstverein Coburg „Aufbruch“ – Farbholzschnitt (2 Farben), signiert |
Originalgraphische Mappen
1994 | „Schwellen“: 11 Farbholzschnitte zu Gedichten, Auflage: 10, galerie und edition m, Matthias Kleindienst |
Beteiligungen an Mappen und Büchern
2015 | Buch: „Leipzig ist fürchterlich bei grauem Regen“, hrsg. von Klaus Schuhmann, mit 6 Lichtdrucken von Frank Eissner, Gudrun Petersdorff, Nadine Respondek, Gabriele Sperlich, Wolfgang Henn, Tilo Baumgärtel, Leipziger Bibliophilen-Abend |
2015 | Grafikmappe: „Das Auge hört mit“, 8 Hochdrucke zu Skrjabin, Auflage: 20 numerierte und signierte Exemplare (beteiligte Künstler: Harald Alff, Susann Hoch, Stephanie Marx, Knut Müller, Gudrun Petersdorff, Akos Novaky, Gabriele Sperlich, Susanne Werdin) |
2010 | Grafikmappe: Winkeldruckerey Speyer - „Die Blätter der Gastdruckkünstler: Claudia Berg, Ulrich Rölfing, Sabine Nier, Ute Walter, Astrid Bredereck, Dagmar Zemcke, Tina Flau, Cathleen Meier, Gabriele Sperlich, Steffen Braumann, Stefan Knechtel“, Auflage: 30 numerierte und signierte Exemplare, edition engel der poesie speyer |
2007 | „Debut – Album“, 6 Hochdrucke von Harald Alff, Susann Hoch, Stefan Knechtel, Stephanie Marx, Stefanie Schilling und Gabriele Sperlich, erschienen aus Anlaß der Gründung von „Hoch+Partner“, Auflage: 10 numerierte und signierte Exemplare |
2007 | Grafikmappe: „Mondmilch – 14 Grafiken zu Gedichten von Gregor Nitzsche“, Auflage: 40 numerierte und signierte Exemplare (beteiligte Künstler: Astrid Bredereck, Ulrike Dornis, Bettina Haller, Susann Hoch, Elke Hopfe, Margarete Lindau, Stephanie Marx, Gudrun Petersdorff, Irina Rössler, Gabriele Sperlich, Katrin Stangl, Susanne Theumer, Judith Weißig, Susanne Werdin) |
1995 | Grafikmappe: „Christian Morgenstern: Wie sich das Galgenkind die Monatsnamen merkt“ – Zwölf Grafiken der Meisterklasse Prof. Hirsch, Auflage: 61 numerierte und signierte Exemplare (beteiligte Künstler: Harald Alff, Christiane Baumgartner, Karl-Georg Hirsch, Stefan Knechtel, Thomas M. Müller, Gabriele Sperlich) |
Reden zu Ausstellungen
2017 - Dr. Thomas Matuszak
„Gabriele Sperlich setzt für ihre mehrschichtigen Farbholzschnitte häufig mehrere Hölzer ein. Ein langwieriger, genauestens abgestimmter Prozess des Entwerfens, Kalkulierens und Festschreibens bestimmt den Verlauf der Bild-Werdung. Es ist nicht lediglich ein handwerklich ablaufender Vorgang. Abstraktes und Konkretes treten zueinander in Spannung und inhaltliche Beziehung. An- und abschwellende Formen, Lineares und Flächiges, stakkatoartige Impulse und beruhigte Zonen sorgen im gegenseitigen Wechselspiel für eine unterschwellig wirksame dramatische Zeit- und Ortlosigkeit: eingefangen in einer Aura der kontemplativen Stille, die nicht dem Zustand des Stillstands angenähert ist, vielmehr eine vegetative Grundstimmung von Werden und Vergehen evoziert. Organische Formelemente reagieren auf figürliche Relikte, selbst wenn diese auf den ersten Blick nicht ersichtlich sein mögen. Die Verwendung der opak wirkenden Hochdruckfarbe setzt paradoxerweise erstaunliche Tiefenschichtungen frei; die unmittelbare bildliche und räumliche Nachbarschaft von Primär- und Sekundärfarben – etwa Blau und Orange – sorgt für eine Kontrastspannung, die die zuvor erwähnte verhaltene Dramatik der Bildsprache, von Konsonanz und Dissonanz, zusätzlich unterstreicht. Schicht für Schicht wird der Betrachter mit dem nur angedeuteten Möglichen konfrontiert. Das Sichtbare und das Sichere, beziehungsweise das scheinbar Gesicherte – sie verhalten sich ambivalent. Jeder Schnitt in das Holz ist ein Akt des Widerstandes, nicht allein gegen den Widerstand des Materials, sondern vor allem gegen die Anmaßungen der Wirklichkeit.“
2014 - Susann Hoch, anläßlich der Ausstellung „Wechselspiele“
Verehrte Gäste, liebe Gabriele,
ich freue mich, dass ich einige einleitende Worte zur Ausstellung „Wechselspiele“ beitragen darf und bin mir dabei bewusst, dass dies aus meiner nahen Position als Kollegin und Freundin auch nicht ganz einfach ist. Deshalb hoffe ich umso mehr, dass es mir gelingt, Nähe und Distanz im Blick auf diese Ausstellung zu verbinden, und dass Sie, liebe Gäste, für sich selbst weitere und auch ganz andere Betrachtungsweisen erschließen mögen.
Ich beginne mit einem Zitat aus einem Büchlein mit dem Titel „Anderswohin tragen – Erinnerung und Sehnsucht in Wissenschaft und Kunst“ von Bert de Wildt, 2007:
„Die Phänomene Erinnerung und Sehnsucht flankieren und umkreisen den Begriff des Momentanen. Dabei weisen sie sowohl auf Vergänglichkeits- als auch auf Ewigkeitsdimensionen hin: die Paradoxie der menschlichen Existenz, niemals ganz im Hier und Jetzt sein zu können, immer im Hinblick auf Vergangenes und Zukünftiges zu leben. Weil sich der Mensch dem Gesetz der Zeit unterworfen sieht, versucht er sich mit Hilfe seines Gedächtnisses und Kraft seiner Vorstellung von ihr unabhängig zu machen …“
Die bildnerische Sprache von G.S. findet einen eigenen Ausdruck für Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse. Allein mit den Worten für das, was wir vielleicht in ihren Arbeiten erkennen oder erahnen, lässt sich dies nur unvollständig wiedergeben. Die Künstlerin „provoziert“ uns damit gewissermaßen, das Terrain von nicht Sagbarem zu betreten. Das mag für den einen mit größerem Zögern verbunden sein als für den anderen. Doch der sinnliche und malerische Reiz ihrer Arbeiten lädt uns ausdrücklich ein, durch diese „Pforte des Unbekannten“ zu treten und zunächst einmal ausführlich zu schauen:
…mit oder gegen mitunter blendendes Licht, in die Tiefe eines malerischen Raumes, in Ebenen, deren Materialität wir gar nicht gleich in uns vertraute Stoffe übersetzen können. Die erste Überraschung, die wir wahrnehmen, könnte sich somit aus dem (scheinbaren) stofflichen Fließen in den Bildern ergeben: hier wandelt sich Gläsernes in Wasser, Nebel wird zu purer Farbe, Gerüste und Netze lösen sich im Nichts auf … So etwas mag man vielleicht aus den eigenen Träumen kennen, in denen wir so plötzlich mit unaufhaltsamer Geschwindigkeit riesige Distanzen überbrücken können oder wir, statt zwischen eben noch vorhandenen Wänden, blitzartig in neuen, unendlichen Räumen schweben.
Der Vergleich mit solchen „Traumlandschaften“ scheint mir ein möglicher Pfad zu sein, wie man die Bilder von G.S. als Abenteuer in einer anderen gedanklichen Dimension als der alltäglich sachlichen eingehen kann.
Dafür spricht aus meiner Sicht auch die bildliche Wiedergabe der Figuren. Oft überlängte, sich teilweise durch farbliche Kontrastsetzung körperlich auflösende Gestalten können wir da entdecken; diese tänzeln, balancieren, setzen zum Sprung an, stürzen oder kreisen durch den Raum. Oder betrachten wir die vielfach wiederkehrenden Köpfe und Rümpfe, meist ohne Gesicht und somit „sprachlos“, stattdessen mitunter expressiv farbig als Volumina ineinander verschachtelt oder auch nur von Farblinien imaginär umrissen. Um diese Köpfe und Leiber gehen farbige Bänder hin und her, mitunter netzartig verstärkt – sie assoziieren energetische Verbindungen wie auch ein aneinander Gebunden-Sein, vielleicht auch ein Verstrickt-Sein bis hin zum Gefesselt-Werden…
Bei G.S. gibt es keine Bilder „ohne Titel“ – obwohl ihre Bilder freilich auch ohne Titel auskämen. Doch mit den Titeln eröffnet sie uns weitere gedankliche Ebenen auf dem Weg zu einem eigenen Verständnis. Titel wie „Flüchtig“, „begrenzt“, „Zwischenzeit“ oder „entfernen“ assoziieren Verschwindendes oder schon Erinnertes – vielleicht etwas, das man nicht so auskosten konnte, wie man gern gewollt hätte oder etwas, dessen Ende man schon hoffend oder auch ängstlich ahnend entgegen sieht…
Titel wie „morgens“, „Starten“ oder „Segel setzen“ assoziieren dagegen zunächst den Beginn von etwas Neuem und damit Hoffnung und Aufbruch.
Und dann gibt es auch noch wiederholt Titel, die mit einem Innehalten, Vor- und Zurückschauen, mit Neuordnen, vielleicht auch mit Unentschiedenheit und Zögern oder einem Nicht-weiter-Können zu tun haben – Titel wie: „neu sortieren“, „Siesta“, „Illusion“.
Fast immer ergeben sich in G.S. Bildern bei ausführlicherer Betrachtung mehrere Möglichkeiten des Erkennens und vielleicht auch der eigenen Erkenntnis, zumindest aber der individuellen Wahrnehmung:
Dafür möchte ich ein Beispiel aus der Gruppe an Bildern aufzeigen, die wohl sehr unmittelbar einen Daseinszustand des so genannten „modernen Menschen“ aufgreifen. „Alltäglich“ heißt das Bild (im Raum …..) Auf massiven und im Zickzack den Raum zerschneidenden Förder- oder Rollbändern bewegt sich eine nur in Umrisslinien angedeutete Figur in einer Art Rhönrad. Weitere solcher Räder und bewegte Figuren sind angedeutet. Unter den stabil (oder ambivalent brutal) wirkenden Förderbandteilen brodelt es in leuchtendem Orange wie Magma oder ausgebrochenes Feuer. Sieht man die Figur im Vordergrund sich nach rechts aus dem Bild heraus bewegend, so mag man sie für ihre Geschicklichkeit und Kraft oder auch tollkühne Show bewundern. Hat sie allerdings in entgegengesetzter Richtung und unmittelbar vor der nächsten scharfen Kehre befindlich diesen ganzen und schier nicht enden wollenden Weg noch vor sich, so bangt man mit ihr. So, wie nun allerdings das stark gesetzte, hellere Blau unseren Blick in den Raum hineinzieht, also eine Richtung vorgibt, ist für mich die zweite Interpretation die eher zwingende…
G.S.’s Arbeiten sind m. E. „Bilder der Verständigung“ und stehen zwischen den eingangs zitierten Polen „Erinnerung und Sehnsucht“. Zunächst geschieht diese Verständigung der Künstlerin mit sich selbst: es geht um das Ordnen des alltäglich Erfahrenen – des hinzu Gekommenen wie des Verlorenen. Es geht des Weiteren auch um eine Art täglicher Verteidigung: nämlich der des eigenen kreativen Prozesses, dessen Ergebnis sich der Messung als Mehrwert zunächst in der Regel entzieht.
Doch die Suche nach Verständigung endet natürlich nicht hier, sondern ist parallel auch eine nonverbale Ansprache an den imaginär anderen, das betrachtende Subjekt. Dafür sprechen die reihenartig wiederkehrenden Titel (z.B. „Zwei“) und auch die Bildinhalte selbst: das Ge- oder Verbundensein in verschiedensten Beziehungen, um es ganz allgemein zu fassen.
Wir haben es also mit einer Art Selbstvergewisserung zu tun – im Sinne eines Modells, in welches man zunächst aus einem inneren und vielleicht unbewussten Drang eintauchte, das man aber als Künstler ab einem bestimmten Punkt auch zunehmend bewusster lebt. Zunächst ist ja der Sinn der Selbstvergewisserung, ein Stück „innere Unabhängigkeit“ zu erlangen – und sei es auch nur die Illusion, das eigene Tun bewusster im Griff zu haben und damit verbundene Veränderungen einordnen zu können. Mit und durch die künstlerische Arbeit stellt man zugleich das Modell der Selbstvergewisserung den anderen, den Betrachtenden, zur Verfügung, gewährt Einblicke in eine sehr persönliche Art der Auseinandersetzung. G.S. führt diese auf eine besonders beharrliche Weise, indem sie ihre Bilder weit hinter den äußeren Erscheinungen sucht.
Ich habe jetzt immer von „Bildern“ gesprochen – dabei handelt es sich doch um Malerei und Grafik. Die Grafiken von G.S. kenne ich seit vielen Jahren und kann ihre Entstehung meist aus der Nähe in unserer gemeinsamen Werkstatt mitverfolgen. Ihre Malerei habe ich bisher selten so direkt im Zusammenwirken mit den Grafiken gesehen. Deshalb freue ich mich besonders über diese Ausstellung hier, macht sie doch deutlich, wie stark beides – gemalte und gedruckte Bilder – von ihrer Handschrift geprägt sind und wie sie in beiden eigene Schwerpunkte (und Höhepunkte!) setzt.
Sieht man ihre Grafiken in anderen Ausstellungszusammenhängen, fällt einem meist zuerst deren vielschichtige, leuchtende Farbigkeit und damit malerische Ausstrahlung auf. Hier nun, neben den oft so intensiv glühenden Malereien, wirken die Grafiken vor allem in den sich mehrfach überlagernden Strukturen und der technisch kaum noch nachvollziehbaren Komplexität ihrer Entstehung und lassen so erst im gemeinsamen „Wechselspiel“ den künstlerischen Umfang von G.S. Werk erkennen.
Wenn ich von der Komplexität ihrer grafischen Arbeitsweise spreche, so können Sie diese in der Ausstellung ansatzweise erahnen, wenn sie eine der neuesten Arbeiten („Zwischenzeit“, 2014) im rechten Seitenschrank im Raum nebenan betrachten und mit dem darüber befindlichen Druckstock vergleichen. Bis auf eine einzige (gelbe Fläche, in der Mitte des Bildes) ist die gesamte Grafik von einem einzigen Linolschnitt gedruckt worden, d.h. in ca. …… Veränderungen, sprich dem jeweiligen Weiterschneiden ins Linoleum und dem Drucken mit weiteren Farben. Dabei druckt sie vor allem mit lasierenden, also durchscheinenden Farben und macht sich geradezu meisterlich das Phänomen zunutze, dass übereinanderliegende Farbwerte sich zu neuen Farben mischen. So wird beispielsweise ein Leuchten Ton um Ton verstärkt, oder es werden einzelne Flächen in farbige Schatten getaucht, die ihren Grafiken diese für sie typische Tiefe und Raumwirkung geben.
G.S. arbeitet langsam – damit meine ich aber lediglich den Prozess der Bildentstehung. Sie muss „in“ ihre Bilder gehen, wie man auf eine noch unbekannte Bergtour geht: mit einer Idee des Wohin, mit der Vorfreude auf das Gehen, mit der Konzentration auf den Weg unter den Füßen, mit der mitunter irrenden Vorstellung von tatsächlich zu überwindenden Distanzen, mit Stehenbleiben, Stärkung und Weiterlaufen, bis man einen Punkt gefunden hat, von dem aus man den Blick (und damit meine ich jetzt wieder das Bild) „festhalten“ will. Oft ist es also nicht die erste Bildidee oder eine spontane Ausdrucksabsicht, die sie etwa geradewegs zu ihren Bildern führt, sondern diese sind vielmehr Ergebnis eines langen Weges und damit auch des Wartens, Prüfens, Weiterarbeitens. Natürlich wird man als Künstler dabei nicht immer nur von glücklichen Eingebungen begleitet, sondern muss auch die eigenen Zweifel mögen lernen, die einem mitunter mehr sachlichen Abstand zur eigenen Arbeit ermöglichen als man beim Beginnen zu benötigen meint. G.S. hält diesen Spagat aus; und ihre Bilder künden von einer unvermindert starken inneren Kraft, mit der sie arbeitet und sich und uns Bilder schafft, die uns ermutigen können, in „Traumlandschaften“ bzw. in unser eigenes Innere zu schauen.
Ich wünsche Dir, liebe Gabriele, eine ungebrochene Energie und Schaffenskraft dafür
und viel Erfolg für Deine gelungene Ausstellung!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Neue Sächsische Galerie Chemnitz
Kunstsammlung der Sparkasse Leipzig
Sammlung Bestsidestory
Private Sammlungen